Nach 30 Jahren geht Christa Reuschle-Grundmann, die Leiterin der Offenen Dienste, in den Ruhestand.
Bereits in ihrer Jugend war sie sich sicher, dass sie sich für die Rechte von Frauen einsetzen möchte und ihnen zur Selbstständigkeit verhelfen will. „Bildung ist für Frauen ein wichtiger Schlüssel, um sich selbst zu versorgen“, sagt Reuschle-Grundmann. Aufgewachsen ist sie in einem Dorf mit patriarchalen Strukturen. Nach dem frühen Tod ihrer Mutter übernahm sie als älteste von drei Töchtern große Verantwortung für die Aufgaben, die auf dem elterlichen Hof anfielen. Als Mädchen wurde ihr der Besuch des Gymnasiums verwehrt, doch ihr starker Willen, im sozialen Bereich tätig zu werden, blieb. „Ich wollte in die Stadt und Freiheit spüren“, sagt Reuschle-Grundmann. Es zog sie nach Berlin. In einem Frauenhaus absolvierte die junge Christa Reuschle-Grundmann ein Praktikum und erlebte erstmals extreme häusliche Gewalt. „Das war eine prägende Zeit für mich.“
In ihrer späteren Arbeit beim SkF in der Schwangerschaftsberatung hat sie viele Hilfsangebote für alleinerziehende Frauen ins Leben gerufen, darunter die Mutter-Kind-Gruppen „Mirjam“. Die Frauen treffen sich in Gruppen und erhalten Unterstützung von einer Sozialpädagogin. „Für die Frauen ist es von großer Bedeutung, sich austauschen zu können, sich zu stützen und raus aus der Isolation zu kommen.“ Für ihre Herzensprojekte begeisterte sie Kooperationspartner*innen und ermöglichte Anschubfinanzierungen.
Auch die Arbeit für und mit wohnungslosen Frauen war für Christa Reuschle-Grundmann eine Herzensangelegenheit. Im Frauen-Tagestreff „Femmetastisch“ in der Heusteigstraße in Stuttgart bekommen die Frauen ein preiswertes warmes Mittagessen, sie können ihre Wäsche waschen und sich duschen. Der Tagestreff ist ein Schutzraum für Frauen. Das FrauenBerufsZentrum befindet sich ebenfalls in den Räumlichkeiten. „Für die Frauen stehen Computer bereit, sie erlernen den Umgang und sich zu bewerben.“
Ihr großes Praxis-Wissen konnte Christa Reuschle-Grundmann auch in ihrer Position als Leiterin der Offenen Dienste einsetzen. „Der direkte Kontakt mit den Frauen war ihr immer wichtig“, sagt Vorständin Svenja Gruß. Die Nachfolge von Christa Reuschle-Grundmann tritt im April Ann-Catrin Dilger an, die bisher als Bereichsleiterin der Schwangerenberatung tätig war. Christa Reuschle-Grundmann wird sich in ihrem Ruhestand noch mehr ihren Hobbys widmen: „Meine große Leidenschaft ist die Archäologie, ich werde reisen und ich lese sehr gerne Bücher.“