Beim Tagestreff Femmetastisch in Stuttgart erfahren Frauen in Not Unterstützung. In einem geschützten Raum können sie wieder auf die Beine kommen.
In einem Innenhof mitten in Stuttgart warten vier Frauen. Sie kennen sich. Fragen sich, wie es geht. „Ich habe heute schlecht und sehr wenig geschlafen. Aber es geht schon“, antwortet eine Frau mit zerzausten Haaren und reibt sich die Augen. In zehn Minuten kann sie sich zurückziehen und hinlegen. Denn dann öffnet der Tagestreff „Femmetastisch“. Hier können Frauen schlafen, sich ausruhen, Wäsche waschen, duschen, essen – und sind dabei unter sich. Denn beim Tagestreff des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) haben Männer keinen Zutritt. In Stuttgart ist es die einzige Anlaufstelle. Gewalt, psychische Probleme, Sucht, Trennung oder Inobhutnahme der Kinder: Den Frauen sind meist schlimme Dinge widerfahren. „Dadurch das sie schon so viel erlebt haben, sind sie froh, dass es hier einen geschützten Raum nur für sie gibt“, sagt Mitarbeiterin Charlotte Gerstner.
Ein Team von rund 15 festen und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen kümmert sich um den Frauentreff. Ein Großteil der Frauen hat Traumatisierungen erlebt. Dieses Wissen sei für die Mitarbeiterinnen wichtig, um bestimmte Verhaltensweisen der Besucherinnen nachvollziehen zu können, sagt Bereichsleitung Ingrid Stoll. „Viele haben sexualisierte Gewalt erlebt – meist in der Kindheit oder in der Beziehung“, so Stoll. Wie viel und ob die Frauen etwas aus ihrem Leben teilen wollen, bleibt ihnen selbst überlassen. „Manche Frauen sind sehr redselig und erzählen immer alles. Aber es gibt auch Frauen, die im ersten Schritt sehr verschlossen sind und es eine Weile dauert, bis sie Vertrauen aufgebaut haben“, sagt Ingrid Stoll.
Wenn die Frauen wollen, werden sie an andere Hilfsangebote weitervermittelt – therapeutisch arbeiten sei aber nicht das Ziel der Mitarbeiterinnen. „Für unsere Arbeit ist es wichtig, dass wir die verschiedenen Situationen und Problemlagen der Frauen kennen: wie Frauen in unserer Gesellschaft leben und welche Geschichten dahinterstecken“, sagt Stoll. Es gibt Frauen, die im Café des Tagestreffs ungepflegt, mit dreckiger Kleidung und starkem Körpergeruch sitzen und trotz Bitte dagegen etwas zu unternehmen, sich querstellen. „Diese Frauen haben in ihrer Vergangenheit Schlimmes erlebt und wollen sich dadurch vor Übergriffen von Männern schützen“, erklärt Ingrid Stoll.
Täglich kommen zwischen 25 und 30 Frauen vorbei, um die Angebote zu nutzen. Neben der Möglichkeit, sich um alltägliche Dinge zu kümmern, gibt es auch ein Kreativangebot. Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen bieten zum Beispiel Nähen, Singen oder einen PC-Kurs an – je nachdem welche Interessen oder Fähigkeiten die Ehrenamtlichen mitbringen. Alle Angebote sind sehr niederschwellig und so offen wie möglich gehalten: Die Frauen müssen sich nicht anmelden, kommen und gehen, wann sie wollen. Sprich: kein Druck, kein Zwang. Das betrifft auch, was die Frauen von sich preisgeben, so Stoll. „Wir wissen manchmal nicht, wie die Frauen heißen, wo oder wie sie wohnen oder in welcher Einrichtung sie sind. Das ist alles kein Thema, solange sie es nicht von sich aus thematisieren.“
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Quelle Text: Diözese Rottenburg-Stuttgart, Luisa Weinig
Quelle Bild: SkF