6. Mobilität schafft soziale Teilhabe.
Eine leistungsfähige Verkehrsinfrastruktur ist Voraussetzung von Teilhabe am Arbeitsleben, des sozialen Miteinanders und gleichwertiger Lebensverhältnisse. Wir fordern eine soziale Verkehrspolitik mit gezielten Investitionen, insbesondere im öffentlichen Nahverkehr. Das Deutschlandticket muss zu einem familienfreundlichen „FamilyPlus“-Modell weiterentwickelt werden.
7. Grenzen begrenzen.
Seit der Corona-Pandemie erleben wir die Neuerfindung der Grenze als Schutzwall gegen Gefahren aller Art. Grenzen schließen Freiheiten ab. Wir erwarten eine engagierte Politik humanitärer Hilfe, die bei Katastrophen weltweit Verantwortung übernimmt und neue Grenzmauern als Bollwerke gegen die Globalisierung ablehnt. Der Europäischen Union kommt hierbei eine besondere Gestaltungsrolle zu.
8. Der Wert des Lebens ist unantastbar.
Unsere postindustrialisierte Leistungsgesellschaft gerät leicht in Gefahr, den Wert des Lebens an ökonomisch verwertbarer Leistungsfähigkeit zu messen. Wir setzen uns mit Nachdruck für die Gestaltung gesetzlicher Regelungen ein, die sich – vor allem am Lebensanfang und Lebensende – einer schleichenden Eugenik widersetzen.
9. Der Sozialstaat braucht starke Partnerschaften.
Komplexe Herausforderungen führen zu komplexen Lösungsversuchen. Nur durch das subsidiär organisierte Zusammenwirken von öffentlicher und privater Fürsorge kann Sozialstaat für alle gelingen. Die Co-Produktion von Haupt- und Ehrenamt sowie neue Bündnisse zwischen Staat und Zivilgesellschaft sind Problemlösungsmotoren, die verlässliche Rahmenbedingungen brauchen.
10. Ein zukunftsfähiger Staat handelt heute für morgen.
Demokratie lebt vom Vertrauen der Bürger:innen in die unparteiliche Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung. Dieses Vertrauen ist deutlich beschädigt. Wir brauchen eine Staatsreform, die den Föderalismus stärkt und Verwaltungshandeln effizient, wirksam und responsiv gestaltet. Starke Bundesländer und Kommunen sichern lebensnahe Leistung in Zusammenarbeit mit freien Trägern.
Quelle: Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes