1. Sozialpolitik ist für alle da.

Wir leben in einer Welt, in der jede:r jederzeit von Lebenskrisen aller Art getroffen werden kann. Schnell münden Krisen in existenzvernichtende Abwärtsspiralen. Es braucht eine Sozialpolitik, die mit einem leistungsfähigen, beitragsbasierten Sozialversicherungssystem verpflichtende (Eigen-)Vorsorge und solidarischen Ausgleich verbindet. Zusammen mit einer tragfähig vernetzten sozialen Infrastruktur ist die Sozialversicherung Herzstück unserer Sozialpolitik für alle.

2. Sozialpolitik ist Generationenpolitik.

Die größte akute Herausforderung der Sozial- ebenso wie der Wirtschaftspolitik ist die Demografie. Die damit verbundenen Anforderungen – gerade in der Pflege – können nur im Miteinander der Generationen bewältigt werden. In der neuen Bundesregierung sollte das Familienministerium zu einem starken Generationenministerium werden, das – mit einem eigenen Initiativrecht ausgestattet – Angelegenheiten des Miteinanders der Generationen, soweit sie von grundsätzlicher Bedeutung sind, zur Beschlussfassung vorlegen kann, auch wenn sie zum Geschäftsbereich eines anderen Ministeriums gehören.

3. Sozial braucht digital.

Deutschland hinkt bei der Gestaltung der digitalen Transformation weit hinterher, gerade in der öffentlichen Verwaltung und bei den sozialen Dienstleistungen. Es bedarf einer Digitalisierungs-Offensive, die soziale Dienstleistungen besser erreichbar macht. Die Digitalisierung und Roboterisierung sozialer Angebote sind ebenso wie die sichere gemeinwohlorientierte Datennutzung Voraussetzungen für eine bürgerfreundliche, soziale Dienstleistungskultur.

4. Klimasozialpolitik ist Politik, die allen nutzt.

Ungebremster Klimawandel gefährdet die Existenzgrundlagen der Erde. Es braucht eine entschlossene Klimapolitik, die technischen Fortschritt nutzt und internationale Verantwortung übernimmt. Anreize, die fossile Energie verteuern, müssen durch sozialen Ausgleich flankiert werden – etwa über eine Ökosozialversicherung, ein Gebäudeklimageld und Angebote wie den Stromspar-Check für einkommensarme Haushalte.

5. Familien stärken.

Inmitten der Vielfalt alltäglicher Herausforderungen brauchen die Menschen ein familiäres Netz, das trägt. Notwendig ist eine Familienpolitik, die partnerschaftliche Verantwortung füreinander, für Kinder und für Eltern stärkt. Um die Startchancen von Kindern aus belasteten Familien gezielt zu verbessern, bedarf es einer verlässlichen Bildungs- und Betreuungsinfrastruktur.

Quelle: Eva Maria Welskop-Deffaa, Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes